    
Inhaltsverzeichnis
In der einschlägigen
Fachliteratur werden die Begriffe Inhaltsverzeichnis und Gliederung oft
synonym benutzt. Vollkommen zu Recht allerdings mahnt Gerhards
(1) an, dass für das in einer wissenschaftlichen Arbeit geforderte
Verzeichnis der Inhalte allein der Ausdruck "Inhaltsverzeichnis" in
Betracht kommt. Alle anderen Bezeichnungen, wie z.B. Inhalt,
Inhaltsübersicht, Gliederung oder Disposition, sind unzutreffend.
Zu einem Inhaltsverzeichnis gehrt neben der
systematischen Anordnung der Inhalte zwingend auch die Seitenangabe
aller Gliederungsteile. Eine Gliederung dagegen ist nur eine
systematischen Ordnung - ohne Seitenangaben also. Wenn ich im folgenden
von Gliederung spreche, dann meine ich damit die logische Verknüpfung der
Kapitel und Inhalte einer Arbeit. Unter Inhaltsverzeichnis verstehe ich
den einer wissenschaftlichen Arbeit voranzustellenden Apparat mit
Inhalten und Seitenangaben.
Nach Krämer (2)
ist das Inhaltsverzeichnis "... der wichtigste Schlüssel zu einer
Arbeit". Ein gutes Inhaltsverzeichnis zeigt dem Leser auf einen Blick,
worum es in der Arbeit geht. Es gibt Auskunft über ausgewählte Inhalte und
deren logische Verknüpfung, es lässt inhaltliche Schwerpunkte und
Grobstrukturen der Argumentation erkennen. Mit anderen Worten: ein nicht
unerheblicher Teil einer wissenschaftlichen Arbeit erschließt sich über
das Inhaltsverzeichnis. Aus diesem Grund ist die inhaltliche Gliederung
der Arbeit auch ein wichtiger und eigenständiger Baustein der
Beurteilung.
Zunächst einige grundsätzliche Hinweise:
1. |
Eine
Gliederung ist kein starres Konstrukt. Während der Entstehung einer
Arbeit ist sie vielmehr ein flexibles Instrument, das sich ändern
kann. Vor Beginn des Schreibprozesses sollte zunächst eine vorläufige
Gliederung entwickelt werden, die der Autorin bzw. dem Autor den Weg
durch die Arbeit weist. Texte, die ohne Gliederungsentwurf
entstehen, neigen zu einer eher ungeordneten Darstellung der
Inhalte, sie verlieren sich darüber hinaus oft in Einzelheiten und
Nebensächlichkeiten. Die vorläufige Gliederung ist also eine
unerlässliche Orientierungshilfe, die sich jedoch jederzeit während
des Schreibens verändern kann. Das Inhaltsverzeichnis, d.h. die
endgültige Gliederung mit Seitenangaben, wird erst nach Abschluss der
Textarbeiten erstellt. |
2. |
Ober- und
Unterpunkte sollten auch optisch - d.h. durch Einrücken oder
unterschiedliche Schriftbilder - kenntlich gemacht werden
(3). |
3. |
Wo zu einem
Oberkapitel ein Unterkapitel angelegt wird, muss mindestens auch ein
zweites Unterkapitel vorhanden sein (4).
Auf einen Gliederungspunkt 2.1 muss also wenigstens auch ein 2.2
folgen. Entsprechendes gilt für weitere Gliederungsebenen. |
4. |
Uneinigkeit
herrscht bezüglich der Frage, ob es zu jedem Gliederungspunkt aus
Textausführungen geben muss. Denkbar sind jedenfalls Überschriften von
Oberkapiteln, die lediglich eine gliederungstechnische Funktion
erfüllen und daher ohne eigene inhaltliche Ausführungen bleiben können.
Der Grundsatz, so Theisen (5),
lautet: " Eine nachgeordnete Überschrift kann ohne Zwischentext
unmittelbar einer Überschrift folgen, bei gleichgeordneten
Überschriften ist eine unmittelbare Folge ohne Zwischentext
definitionsgemäß ausgeschlossen." Sie sollten diese Frage mit der
Betreuerin bzw. dem Betreuer ihrer Arbeit klären. |
5. |
Mit einer
Gliederungskennziffer versehene Kapitel, die sich inhaltlich mit
einem Gegenstand auseinandersetzen, die also nicht nur einführenden
Charakter für nachfolgende Kapitel haben, sollten mindestens eine
Seite Text umfassen. Kürzere Ausführungen sollten nicht als eigener
Gliederungspunkt erscheinen, sondern einem bergeordneten Kapitel
zugewiesen werden, wo sie durch Spiegelstrich oder
Zwischenüberschrift hervorgehoben werden können. |
6. |
Wählen Sie
eine angemessene Gliederungstiefe. In einer Diplomarbeit mit etwa
100 Seiten Umfang darf es eigentlich nicht mehr als drei bis
allerhöchstens vier Gliederungsebenen geben. Zuviel Gliederungstiefe
lässt logische Ordnung fast schon unübersichtlicher erscheinen und
wird damit kontraproduktiv. Auch stellt sich die Frage, ob eine auf
die Spitze getriebene Gliederung im Text angemessen aufgearbeitet
wird. |
7. |
Ihre
Gliederung als Ganzes sollte ausbalanciert sein. Achten Sie also auf
eine einigermaßen gleichmäßige Verteilung der unterschiedlichen
Gliederungsebenen (6). Es muss
schon einen guten Grund dafür geben, einen einzelnen Bereich bis in
kleinste Details hinein durchzugliedern, während andere Kapitel
gliederungstechnisch eher an der Oberfläche schwimmen. |
8. |
Den
Gliederungspunkten der gleichen Ebene sollte nach Krämer
(7) ein vergleichbarer Seitenumfang zukommen. |
9. |
Die Sprache
im Inhaltsverzeichnis sollte kurz, prägnant, aber gehaltvoll sein
(8). Darüber hinaus sollten die in den Überschriften getroffenen
Aussagen stilanalog - nämlich nominal oder verbal oder interrogativ -
formuliert werden (9). |
10. |
Nahezu alle
Textverarbeitungsprogramme verfügen über eine "Gliederungsautomatik",
die ausgesprochen hilfreich sein kann. Wenn Sie den Überschriften im
Text die entsprechenden Formatvorlagen (in Microsoft Word heißen sie
je nach Gliederungsebene "Überschrift 1", Überschrift 2" usw.)
zuordnen, kann das Programm die Gliederung automatisch erstellen.
Die Formatvorlagen lassen sich übrigens mit wenig Aufwand erweitern,
etwa durch Gliederungskennziffern oder Seitenzahlen. Darüber hinaus
können in der sogenannten Gliederungsansicht nicht nur ganze Blöcke
auf einfachste Art verschoben werden, auch die neue
Gliederungsziffer wird - selbst bei Wechsel der Ebene - durch die
Automatik hinzugefügt. Ich empfehle die Nutzung dieses "Werkzeuges". |
Formale Gliederungsmuster
Gliederungen können nach unterschiedlichen
Mustern aufgebaut werden, die das Erscheinungsbild der Arbeit - den
logischen Aufbau, die Bildung von Schwerpunkten - durchaus beeinflussen
können. Wichtig ist: ein einmal gewähltes Gliederungsprinzip muss
konsequent durchgehalten werden.
Numerische
Gliederung
Die numerische Gliederung wird auch als
dekadisches System, Dezimalklassifikation oder Hierarchisierung
bezeichnet. Nach Bünting; Bitterlich; Pospiech
(10) signalisiert diese Art der Gliederung, "... dass der gesamte
Text einer Argumentation folgt. Die einzelnen Kapitel können zwar nach
eigenen Argumentationsmustern aufgebaut sein, haben jedoch für die
Gesamtargumentation tragende Funktion". In wissenschaftlichen Arbeiten
werden überwiegend numerische Gliederungssysteme benutzt.
Die unterschiedlichen Gliederungsebenen
können durch Einschübe auch optisch voneinander abgegrenzt werden.
Beispiel für ein Inhaltsverzeichnis nach
numerischem Gliederungsmuster
Aufteilung
Bünting; Bitterlich; Pospiech
(11)
sprechen von Aufteilung, wenn ein Text aus großen und relativ selbständigen
inhaltlichen Blöcken besteht, die Teil A, B oder Teil I, II usw. genannt
werden können. Innerhalb der Blöcke wird, jeweils mit der Ziffer 1
beginnend, das numerische Gliederungsprinzip angewandt. Einleitung und
Schluss haben bei diesem Gliederungsmuster eine deutlich rahmende
Funktion, weil sie die einzelnen Teile zu einem Ganzen zusammenfügen
müssen.
Auch bei der Aufteilung können die
Gliederungsebenen durch Einschübe voneinander abgegrenzt werden. Die
Blöcke können durch Fettschrift hervorgehoben werden.
Beispiel für ein Inhaltsverzeichnis nach dem
Aufteilungsprinzip
Alpha-numerische Gliederung
Bei der alpha-numerischen Gliederung, die
auch gemischtes System genannt wird, werden Buchstaben und Zahlen
kombiniert. Insbesondere in Texten mit großer Gliederungstiefe ist dieses
System eher unübersichtlich.
Beispiel für ein Inhaltsverzeichnis nach alpha-numerischem
Gliederungsmuster
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